Wer in Pfaffhausen an der Ecke Baumgartentrasse/Blumenweg vorbei spaziert, erblickt ein kleines Bauprojekt, das ohne Übertreibung als das naturfreundlichste Bauvorhaben Fällandens durchgehen darf: Es ist ein Blockhaus aus Holz, das bald eine Kinderkrippe beherbergen soll und dessen Umgebung so naturnah gestaltet wird, dass sowohl Tiere als auch Kinder spannende Nischen vorfinden werden. Auch das Blockhaus selbst könnte Teil dieses Lebensraums werden – die runden Balken mit ihren Ritzen werden bereits jetzt (kurz nach dem Bau des Blockhauses!) von Wildbienen angeflogen.

Leider ist der Konjunktiv «könnte» kein Schreibfehler, sondern widerspiegelt die aktuelle Lage: Die Baukommission hat das Blockhaus nur unter der Auflage bewilligt, dass es verschalt wird, weil es sonst nicht zum Wohnhaus passe – die Holzverschalung muss wie beim Wohnhaus in vertikaler Richtung erfolgen.

Weil das Schicksal des Blockhauses eng mit jenem der Kinder verwoben sein wird und Kinder die kreative Vorstellungsmacht einer «anderen» Welt lieben, werde ich hier – als unbeteiligte Betrachterin – eine solche schildern:

In dieser anderen Welt haben ästhetische Kriterien nicht primär Vorrang vor ökologischen. Für Wildbienen und Vögeln Nistgelegenheiten zu schaffen ist wichtiger als die visuelle Passung von Gebäuden. Ausserdem wäre allen Kommissionen (Gemeinde- bis Bundesebene) bekannt, dass die Schweiz im letzten Jahrzehnt nur ein einziges von zwölf Zielen der «Strategie Biodiversität Schweiz» erreicht hat – und dieses nur halbwegs. Eines der vielen Ziele, die keinen Fortschritt verbuchen konnten, lautet: «Ziel 8: Die Biodiversität im Siedlungsraum wird bis 2020 so gefördert, dass der Siedlungsraum zur Vernetzung von Lebensräumen beiträgt, siedlungsspezifische Arten erhalten bleiben und der Bevölkerung das Naturerlebnis in der Wohnumgebung ermöglicht wird.»

Mit diesem Ziel im Hinterkopf hätte die Baukommission einer anderen Welt das Blockhaus womöglich gar zur Nachahmung empfohlen. Auch deshalb, weil die Gemeindeversammlung von Fällanden die Biodiversitätsinitiative mit grossem Mehr angenommen hat. Die Initiative verlangt unter anderem die Förderung der Biodiversität im Siedlungsraum.

Mit etwas Wille und der Bereitschaft, gefällte Entscheide nochmals zu hinterfragen, könnte die Baukommission diese Sichtweise für sich entdecken – und dabei die bereichernde Erfahrung machen, die Biodiversitätsinitiative in unserer realen Welt mithilfe kreativer Ideen von Bürgerinnen und Bürgern mitzutragen.

Gaby Schweizer, Pfaffhausen