Um die Jahrtausendwende gab es noch keine Südanflüge. Die Anflüge wurden über den deutschen Luftraum abgewickelt. Deutschland war aber irgendwann nicht mehr gewillt, das im damaligen Umfang hinzunehmen und forderte einen Kompromiss in Form eines Staatsvertrags. Das Verhandlungsergebnis hätte der Schweiz zwar deutlich mehr Fluglärm beschert. Deutschland hätte den Zugang zu seinem Luftraum aber auch ohne weiteres noch mehr beschränken können.

In einem Akt beispielloser Schlaumeierei torpedierten dann die Zürcher Regierung und das Bundesparlament diesen Kompromiss, weil er nicht im Interesse der Zürcher Bevölkerung liege. Damit war der Kompromiss vom Tisch, Deutschland schränkte den Zugang zu seinem Luftraum noch stärker ein und wir haben seither die Südanflüge.

Die aktuelle Abstimmung über die Pistenverlängerung geht für mich in eine ähnliche Richtung: Man verspricht uns Glattalern, dass der Kapazitätsausbau dann nur genutzt wird, um einen Teil der Südanflüge nach Osten und Norden zu verlagern. Doch so wie Deutschland vor 20 Jahren nach dem Nein zum Staatsvertrag am längeren Hebel sass, so wird auch der Flughafen nach unserem Ja am längeren Hebel sitzen: Die zusätzlichen Kapazitäten sind dann geschaffen und es wird keinen Grund geben, sie nicht gewinnbringend mit Flügen zu füllen.

Der Schildbürgerstreich von vor 20 Jahren würde sich wiederholen: In der Annahme, wir könnten einen besseren Deal für uns herausholen, würden wir unserem Kanton noch mehr Fluglärm bescheren.

David Siems, Grüne Dübendorf

Siehe auch: Chronik des Seilziehens über den Staatsvertrag