Vor Weihnachten wurde im Kantonsrat über die Primarlehrerinnenausbildung debattiert. Anlass dazu gab ein von uns Grünen zusammen mit der FDP, der EVP und der GLP eingereichtes Postulat. Dieses lädt den Regierungs- und Bildungsrat dazu ein aufzuzeigen, wie und ab wann die Studierenden an der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) wieder in allen Lehrplanfächern ausgebildet werden können.
Im Kanton Zürich ist der Bildungsrat für die Festlegung der Unterrichtsfächer zuständig. Deshalb haben wir unser Anliegen nur in Form einer Einladung formuliert. Wir wollen die Kompetenz des Bildungsrats in dieser Frage grundsätzlich nicht beschneiden.
Die PHZH bietet heute die Ausbildung auf der Primarstufe nur in sieben Fächern an, die in Pflicht- und Wahlpflichtfächer unterteilt sind. Das führt dazu, dass die neu diplomierten Lehrpersonen über sehr individuelle Fächerprofile verfügen. Diese individuellen Fächerprofile haben zwei grosse Nachteile.
Einerseits schränken sie die Lehrpersonen bei der Suche nach einer geeigneten Stelle ein. Denn sie können sich ja nur auf die offenen Stellen bewerben, für welche sie das entsprechende Fächerprofil mitbringen. 100-Prozent-Stellen sind auch deshalb Mangelware. Andererseits vergrössert sich wegen der unterschiedlichen Fächerprofile für die Schulen der Rekrutierungsaufwand.
Mit einer generalistischen Ausbildung würden sich die Arbeitsmarkt- und Mobilitätschancen der Lehrpersonen verbessern. Für die Schulen wäre die Unterrichtsorganisation weniger aufwändig. Aber auch für die Kinder und Eltern brächte eine angepasste Lehrerinnenausbildung Vorteile. Die Lehrer-Kind-Beziehungen würden wieder überschaubarer.
Bildungsdirektorin Silvia Steiner hat in der Ratsdebatte klar gemacht, dass der Regierungsrat nichts von unserer Idee hält. Sie führte zwei Argumente ins Feld: Die berufspraktische Ausbildung müsste gekürzt werden und die Primarlehrerinnenausbildung würde mit dem Wegfall der Profile an Attraktivität verlieren. Dem haben wir entgegengehalten: Die Pädagogischen Hochschulen Zug, Chur und Schwyz haben in ihren breiten Ausbildungen einen vergleichbar hohen berufspraktischen Ausbildungsanteil. Und auch dort erfreuen sich die Ausbildungen einer konstanten oder sogar steigenden Nachfrage – genau gleich wie an der PHZH.
Der Kantonsrat hat unseren Vorstoss mit 155:11 Stimmen dem Regierungsrat zur Behandlung überwiesen. Deutlicher geht es nicht mehr.
Karin Fehr Thoma, Kantonsrätin Grüne Bezirk Uster
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