«Bitte denken Sie an die Umwelt und drucken Sie diese E-Mail nicht aus», war lange Zeit Bestandteil vieler Emailsignaturen. Heute ist der Satz selten, statt ausgedruckt hat man die Mail immer auf dem Smartphone dabei. Dennoch ist er ein Sinnbild für die Tücken, wenn es darum geht Digitalisierung und Umwelt- oder Klimaschutz zusammen zu bringen.
Seit mehr als 20 Jahren kann statt eines Briefes eine E-Mail gesendet werden. Dies hat ökologische Vorteile, schliesslich braucht es kein Papier und der Inhalt des Briefes muss auch nicht per Zug/Lastwagen/Schiff oder gar Flugzeug durch die Welt transportiert werden. Auf der anderen Seite war ein Brief zu versenden noch eine Aufgabe. Das Kosten-Nutzenverhältnis spielte eine Rolle. Eine E-Mail hingegen ist schnell versandt. Dadurch entstehen mehr Emails als es gebraucht hätte, um entsprechende Briefe zu ersetzen. Diese sogenannten Rebound-Effekte führen dazu, dass ökologische Vorteile kleiner werden oder unter Umständen gar komplett verschwinden.
Dies lässt sich auch auf neuere Dienste übertragen, dank Streamingdiensten werden zwar weniger DVDs und Blu-rays verkauft und so Material und Logistik gespart, andererseits wird aber wesentlich mehr konsumiert, Stichwort Binge Watching. Zudem wurden bei weitem nicht alle Medien gekauft. Filme konnten in Videotheken ausgeliehen werden, wodurch die Umweltbelastung verringert wurde, da der gleiche Film viele Male geschaut wurde (gilt übrigens heute immer noch für Bücher und Bibliotheken).
Bei datenintensivem Gebrauch des Internets kommt noch etwas weiteres hinzu. Während eine DVD durchaus vermittelt, dass Energie und Ressourcen gebraucht wurden, um sie herzustellen, ist dies bei Streamingdiensten nicht der Fall. Ein Klick auf den Play-Button und schon geht die Serie weiter, startet der Film. Dies sowohl zu Hause als auch Unterwegs auf dem Smartphone. Dadurch kommt das Gefühl dafür abhanden, wie viel Energie und Infrastruktur Digitalisierung wirklich braucht.
Die Digitalisierung kann im Kampf gegen die Klimakrise helfen, allerdings nur, wenn die Digitalisierung nicht nur dazu dient, Profite in die Höhe zu treiben und unseren Konsum zu intensivieren. Ausschliesslich erneuerbare Energien sind ebenfalls Pflicht für eine ökologische Digitalisierung und schlussendlich sollte auf ressourcenintensive Gugus-Applikationen wie Kryptowährungen verzichtet werden, wenn nötig auch mit staatlicher Intervention.
Julian Croci, Kantonsrat Grüne Dübendorf
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