Der Fachkräftemangel beschäftigt derzeit praktisch alle Branchen, so auch den Gebäudesektor. Am 1. September 2022 tritt im Kanton Zürich das neue Energiegesetz für mehr Klimaschutz in Kraft. Nun gilt es, rund 120’000 Öl- und Gasheizungen durch klimaneutrale Heizungen zu ersetzen. Zudem werden Neubauten künftig einen Teil ihres Strombedarfs selber decken müssen, zum Beispiel mit Solarpanels. Und mittels Gebäudesanierungen soll der Wärmebedarf gesenkt werden.
Die Gebäudebranche wird den Heizungsersatz, den Aushau der erneuerbaren Energien und die Gebäudesanierungen nur mit genügend Fachkräften und nur mit genügend gut qualifizierten Berufspersonen stemmen können. Allein für die Solarbranche wird gemäss einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) vom Juli 2020 der zusätzliche Fachkräftebedarf in der Schweiz auf mehrere tausend Personen geschätzt; den eigentlichen Engpass beim Ausbau der Photovoltaik (PV) stellt die Ausbildung von PV-Fachplanern dar. Aul jede zusätzliche Fachplanerin und jeden Fachplaner missen mehrere Montagepersonen folgen.
Der Bund und die Gebäudebranche haben den Handlungsbedarf zur Abfederung des Fachkräfte- und Kompetenzmangels erkannt. Sie haben Anfang 2022 die Bildungsoffensive Gebäude gestartet. Die Aus- und die Weiterbildung in den verschiedenen Gebäudeberufen sollen gestärkt und wo nötig auch die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Im Bereich der Solarmontage soll ein neuer Beruf entstehen. Die Gebäudebranche ist eine Branche mit Zukunft. Sie bietet sehr interessante und sichere Berufsperspektiven. Diese Branchenvorteile müssen den Jugendlichen bei der Berufswahl oder Erwachsenen bei einem Berufswechsel aufgezeigt werden.
Wir Grüne fordern nun vom Regierungsrat auch im Kanton Zürich für eine solche Bildungsoffensive zu sorgen und dem Kantonsrat eine entsprechende Finanzierungsvorlage vorzulegen. Denn viele der von Bund und Gebäudebranche vorgeschlagenen Massnahmen missen von den kantonalen Branchenorganisationen und Berufsverbinden sowie von den Berufsfach- und Fachhochschulen umgesetzt werden. Der Kanton muss hierfür eine koordinierte Umsetzung und für die entsprechenden Ressourcen sorgen. Dazu verpflichtet ihn auch der Klimaschutzartikel in der Kantonsverfassung, dem das Zürcher Stimmvolk erst gerade im Mal 2022 zugestimmt hat. Denn mehr Klimaschutz wird es im Kanton Zürich nur mit einer starken Gebäudebranche und mit genügend gut qualifizierten Fachleuten geben.
Karin Fehr Thoma, Kantonsrätin Grüne Uster
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