Sie denken bestimmt, es gäbe nichts Harmonischeres als eine Diskussion über Umweltschutzmassnahmen bei einem Umweltschutzbetrieb. Weit gefehlt, kann ich da aus eigener Erfahrung berichten. Bei uns im Ver-ein Konkret, einer Non-Profit-Organisation. teilt sich die Belegschaft nämlich augenblicklich in zwei Lager, sobald es darum geht, vor dem eigenen Haus zu kehren.

Das Lager der Pragmatiker sieht in Jeder noch so kleinen Massnahme einen wertvollen Beitrag für unseren Planeten. Sie rüsten mit Elan ihren Hahn mit Wassersparer aus, drucken konsequent doppelseitig und träumen vom papierlosen Büro. Jede noch so kleine Massnahme wird beim Vorbeigehen umgesetzt.

Foto: Thomas Honegger

Foto: Thomas Honegger

Dieses penible Verhalten wird gerne vom Lager der Analysten belächelt. In der Grafik der CO2-Bilanz unseres Betriebs ist nämlich der gesamte Papierverbrauch nicht einmal sichtbar. Mit 0,05 Tonnen CO2 pro Jahr liegt der Papierverbrauch unterhalb der Promillegrenze des gesamten betrieblich verursachten CO2. Wird dagegen ein Prozent der gefahrenen Autokilometer eingespart, hat das bereits eine fünfmal bessere Wirkung.

«Das eine tun und das andere nicht lassen», entgegnen die Pragmatiker. Eben nicht, belehren die Analysten dezidiert. Der Umwelt steht bloss ein gewisses Kontingent an Aufmerksamkeit zur Verfügung. Entweder wir predigen das Papier-sparen, oder wir ermuntern. Fahrten zu vermelden. Beides kann nicht gleich seriös verfolgt werden und konkurriert um ein beschränktes Mass an Aufmerksamkeit. Es liegt in der Verantwortung der Umweitschutzbewegung, die grossen Hebel zu eruieren und dort anzusetzen.

Die Pragmatiker intervenieren. Die Menschheit läuft mit offenen Augen auf den Abgrund zu, und die Analysten sabotieren mit ihrer Haarklauberei schon die kleinsten Massnahmen! Alles, was nützt, Ist ein sinnvoller Beitrag zum Umweltschutz.

Spätestens Jetzt fliegen bei uns die verbalen Fetzen. Sollen wir die Menschheit dafür loben. dass sie statt mit dem SUV nur mit dem Kleinwagen zum Supermarkt am Ende der Strasse führt? Sollen wir vegane oder fleischarme Kochbücher schreiben? Kaffeerahmdeckeli sammeln oder weniger Kaffee trinken?

Ich gehöre übrigens zum Lager der Analysten. Wer auf 200 Quadratmetern wohnt und mit en heizt, kann mir noch lange das Stosslüften erklären, ich bin dann schon mal weg – selbst-verständlich mit dem Fahrrad.

Thomas Honegger, Kantonsrat Grüne Greifensee